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Nach der Flut: Furcht vor Hunger und Seuchen

Das Dorf steht noch unter Wasser, nur die vorbeiführende Straße liegt etwas erhöht im Trockenen. Auf dem schmalen Grasstreifen daneben hat die 68-jährige Hawa Punhon Bheel aus Stroh und Ästen eine Unterkunft für sich und ihre sechs Familienmitglieder gebaut. In Sichtweite: Ihr Zuhause, das Dorf Taluka Jam Nawaz Ali in der Provinz Sindh im Südosten Pakistans, ihre Felder und die Viehherde – alles steht unter Wasser, die Ernte und die Ziegen sind verloren. Die 68-Jährige ist verzweifelt: „Wir konnten nur die Kinder und unser Leben retten. Jetzt haben wir nichts mehr und leben auf der Straße. Es gibt kein Essen und kaum Hilfe.“ 

Dieser Sommer 2022 war einer der schlimmsten in der Geschichte des Landes: Nach schweren Regenfällen im Juni und Juli sind in Pakistan mehr als 33 Millionen Menschen von den massiven Überflutungen betroffen. Fast 1.700 Menschen starben, mehr als zwei Millionen Häuser und wichtige Infrastruktur wie Straßen, sanitäre Anlangen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstört. Rund 20 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen noch immer auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie sich und ihre Familien ernähren sollen.  

Die Situation in den Überschwemmungsgebieten, wie in der Provinz Sindh, ist verheerend. Malteser International verteilt Bargeld, Zelte und Medikamente an rund 6.000 bedürftige Familien. „Den Menschen fehlt es an allem, sie brauchen dringend mehr Hilfe, um zunächst einmal überhaupt das Überleben ihrer Familien zu sichern“, berichtet Cordula Wasser, Leiterin der Asienabteilung bei Malteser International.

Magen-Darm-Erkrankungen und Seuchen nehmen zu

Die akute Nothilfe ist nur eines von mehreren dringenden Problemen in der betroffenen Region: In Pakistan stand zwischenzeitlich ein Drittel des Landes – eine Fläche dreimal so groß wie Portugal – unter Wasser. Obwohl das Wasser langsam zurückgeht, bleiben kontaminiertes Trinkwasser und in der Folge sich häufende Durchfallerkrankungen eine ernstzunehmende Gefahr. „In den Wasserresten, die noch überall in und um die Dörfer stehen, nisten zudem Mücken und immer mehr Menschen infizieren sich mit Infektionskrankheiten wie Malaria und Denguefieber. Gleichzeitig gibt es für die Kranken kaum eine Möglichkeit in die Krankenhäuser zu gelangen, da entweder die Zufahrtswege oder die Einrichtungen durch die Wassermassen zerstört wurden“, berichtet Wasser.

In der Provinz Sindh unterstützt Malteser International daher zwei mobile medizinische Teams einer lokalen Partnerorganisation, um kranke Menschen vor Ort versorgen zu können. Die Patienntinnen und Patienten erhalten alle Behandlungen und Medikamente kostenfrei. Eine von ihnen ist Mojhan Partab. Die 34-Jährige aus dem Dorf Niaz Muhammad Kapri ist schwanger. Sie verlor in der Flut ihr Zuhause und alle ihre Ersparnisse. Ihr Mann hat eine Behinderung und hat seine Arbeit verloren. Die Familie ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Wann sie wieder nach Hause zurückkehren können, und wie es dann dort für sie weitergeht, ist ungewiss – noch immer steht ihr Dorf unter Wasser. 
 

(Oktober 2022)

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