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Weiterbildung für traditionelle Geburtshelferinnen in Kolumbien: Altbewährtes Wissen vereint mit modernen Kenntnissen

Traditionelle Geburtshelferinnen sind in indigenen Völkern wie den Wayuu im Norden Kolumbiens eine wichtige Stütze für schwangere Frauen. Sie begleiten werdende Mütter durch die Schwangerschaft und während der Geburt. Dank ihrer oft jahrzehntelangen Erfahrung in der Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe genießen sie großes Vertrauen unter den Schwangeren.

Ihr traditionell weitergegebenes Wissen um Naturheilkunde hilft ihnen in vielen Fällen bei der Linderung schwangerschaftstypischer Schmerzen und Beschwerden. Bei schwereren Komplikationen, die jedoch häufig vorkommen, reicht ihr Wissen oft nicht aus. Nicht selten hat das den Tod des Babys oder der Mutter zur Folge. Um die Mütter- und Kindersterblichkeit bei den Wayuu zu senken, unterstützen die Malteser die Hebammen mit Weiterbildungen, die das altbewährte Wissen der Hebammen und neue Kenntnisse aus der Schulmedizin ergänzen.

Geburten bei den Wayuu: Armut und Mangelernährung erschweren die Geburtshilfe 

Die Hebammen der Wayuu sind sich der großen Verantwortung und den Schwierigkeiten ihres Berufs bewusst. Denn zu den rein medizinisch bedingten Komplikationen kommen weitere Faktoren hinzu, die ihre Arbeit oft erschweren und welche die Gesundheit von Müttern und Kindern zusätzlich gefährden: Die meisten Wayuu sind arm, Frauen und Kinder unter fünf Jahren sind regelmäßig unter- oder mangelernährt, und es fehlt der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Hygiene. Nur in der Regenzeit können sie Wasser in Rückhaltebecken auffangen. Die Notdurft wird unter freiem Himmel verrichtet.

In der Regel besuchen Wayuu nicht die Schule, so dass viele von ihnen nicht lesen und schreiben können. Mit ein wenig Ackerbau, Fischfang, Viehzucht und dem Verkauf ihres Kunsthandwerks können sie sich gerade so über Wasser halten.

In den Dörfern der Wayuu gibt es keine staatlich betriebene Gesundheitsstation. Und die Scheu, ein Krankenhaus aufzusuchen, ist groß. Verschiedene Gerüchte, die Angst vor Ungewohntem und auch Sprachbarrieren halten die meisten Frauen davon ab, rechtzeitig Hilfe in einer Klinik aufzusuchen. Umgekehrt weiß auch das Krankenhaus-Personal oft nicht, wie sie auf die Bedürfnisse der indigenen Frauen einfühlsam reagieren können.

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„Die indigenen Gemeinschaften hier fühlen sich in vielen Bereichen alleingelassen. Aber die Malteser kümmern sich um die Wayuu“, berichtet Marisela Medoza, Psychologin bei Malteser Colombia. „Seit 2016 kommen wir monatlich zu ihnen, kontrollieren das Gewicht und die Größe der Kinder und versorgen die Familien mit Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln.“ Das ‚Kraftpulver‘, wie die Wayuu die Zusatznahrung gerne nennen, ist eine Mischung aus Reis und Soja mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralien. Es hat besonders zu der Gesundung ihrer Kinder beigetragen. Anämie, Atemwegserkrankungen und Augen- und Hautinfektionen sind seitdem deutlich zurückgegangen. „Die Kinder sind viel gesünder und kräftiger geworden, und die Mütter haben mehr Milch“, berichtet auch die Hebamme Magaly Uriana.

Die gute Zusammenarbeit zwischen den Wayuu und den Maltesern half auch dabei, die Vertrauensbasis im sensiblen Gesundheitsbereich der Geburtshilfe aufzubauen. „Das Vertrauen war sehr wichtig, um die Situation der traditionellen Geburtshelferinnen und der werdenden Mütter zu verbessern. Die Hebammen sind unsere Multiplikatoren, wenn es darum geht, den Frauen ihre Ängste vor männlichen Ärzten und staatlichen Kliniken zu nehmen“, erklärt die Psychologin. „In unserer Weiterbildung erweitern wir die Vorsorgekenntnisse der Hebammen, weil es in vielen Fällen überlebenswichtig ist Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und sie von einem Arzt behandeln zu lassen. Mit Schulungen zu modernen Hygienemaßnahmen verringern wir die Gefahr durch Infektionen.“

 

Die 54-jährige Hebamme Ana Pushaina (im Titelbild zu sehen) freut sich über die Entlastung durch die Krankenhäuser: „Ich persönlich hatte große Angst vor Krankenhäusern und diesen Männern in weißen Kitteln. Aber dank der Gespräche mit den Maltesern verstehe ich nun besser, was sie tun, und dass es für unsere Frauen sinnvoll sein kann ins Krankenhaus zu gehen. Gerade bei den schwierigen Geburten können sie mich entlasten, ich bin auch nicht mehr die Jüngste.“


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